Kaarst.
Als die Hospizbewegung vor zwei Jahren eine
Trauergruppe für Kinder organisierte, war dies
landesweit etwas Neues. Am Samstag ging es bei der
4. Kaarster Trauertagung ausschließlich ums Thema
„Kindertrauer“. Die 140 Teilnehmer hörten
Referate, beteiligten sich an Arbeitsgruppen und
sahen ein Pantomimentheater, bei dem die ganze Gefühlswelt
von Trauer ausgebreitet wurde.
„Kindertrauer aus systemischer
familientherapeutischer Sicht“ lautete der Vortrag
von Hakon Oen vom Schönwalder Institut für
Familien. Sein Credo: „Du kannst nicht verhindern,
dass die Vögel der Trauer über deinem Kopf
fliegen, aber du kannst verhindern, dass sie ein
Nest in dein Haar bauen.“ Was der Referent unter
„systemisch“ versteht: „Die gesamte Familie,
nicht nur der Symptomträger wird mit einbezogen.
Die Familie soll in die Lage versetzt werden, ihr
Problem selbst zu lösen, Personen aufzufangen,
indem sie ein Team bildet.“
Gabriele
Enders, Psychotherapeutin für Kinder und
Jugendliche in Köln, referierte über die
„Psychosomatischen Reaktionen in der
Kindertrauer“. Später in der Arbeitsgruppe „Wie
gehen Kinder ihren eigenen Trauerweg?“ zeigte sie
Möglichkeiten auf, wie Jungen und Mädchen lernen können,
mit ihrer Trauer umzugehen. Hierzu gehören kreative
Wege. Außerdem empfahl die Referentin, Kinder in
Rituale wie Beerdigung und Totengebete mit
einzubeziehen, wenn sie dies wünschen. Ihnen sollte
allerdings nichts aufgezwungen werden – keine
Gespräche, aber auch nicht das Anschauen des
Verstorbenen. Und: „Die Erwachsenen sollten ihre
Trauer und ihre Tränen sehen lassen, keine
gespielte Heiterkeit vorleben.“
Ingrid
Konzack, Diplom-Pädagogin aus Leichlingen, leitete
eine Arbeitsgruppe zum Thema „Trauern lernen in
Einrichtungen der Pädagogik“. Es ging hier nicht
nur um den Tod, sondern um „kleinere Abschiede“
wie die Trennung der Eltern oder den Wohnortwechsel.
Die Tipps der Referentin: „Einfach da sein, sich
zur Verfügung stellen, sensibel werden für das
Kind und seine Bedürfnisse.“ Außerdem gelte es,
Erreichbarkeit und Verlässlichkeit zu
signalisieren.
„Tun
statt reden“ lautete das Motto von Professor Almut
Keusen-Hickl aus Düsseldorf. Die Kunstpädagogin
und Künstlerin legte Wert darauf, den Kindern zu
geeigneten Ausdrucksmöglichkeiten zu verhelfen:
„Dazu muss man zuerst genau hinschauen, genau hinhören,
um herauszufinden, an welchen Gewohnheiten,
Vorlieben und Fähigkeiten der Kinder man anknüpfen
kann und welche Mittel man ihnen unterstützend
anbieten kann.“ Thomas Decken vom Haaner
Pantomimentheater „mimiko“ setzte die Thematik
dann zum Schluss spielerisch um.
Für
die Gastgeber Rainer Stroepen und Andrea Lißke von
der Kaarster Hospizbewegung waren die Informationen
so neu nicht: Die Kaarster waren schließlich vor
zwei Jahren weit und breit die ersten, die das heiße
Eisen „Kindertrauer“ angepackt hatten.
barni
Mit
freundlicher Genehmigung der Neuß-Grevenbroicher
Zeitung |